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In meiner Lutherbibel habe ich „Ich verzichte auf alle Konse- Sich Ziele setzen zu können und
immer Psalm 139,5 geschätzt quenzen. Die Folgen des Sünden- etwas dabei bewirken zu können,
„Von allen Seiten umgibst du falls nehme ich hiermit zurück kurz: handeln, das gehört zum
mich und hältst deine Hand für alle, die mich ehren und mir Menschen, so wie Gott ihn ge-
über mir". Ein Wort der Gebor- vertrauen.“ Nein, ER ist eng mit schaffen hat. Wir dürfen uns als
genheit und des Schutzes. Gott seiner Schöpfung verbunden und Ursache von Wirkungen erleben,
umarmt mich, ich lasse mich in deshalb ist ER in Jesus Mensch Ja sagen zu unserer „Selbstwirk-
seine Arme hineinfallen. Gehal- geworden und hat unter uns ge- samkeit“.
ten, getragen, geschützt, geführt, lebt – mit allen auch schmerzli- Überzeugt zu sein von dieser
geliebt. chen Konsequenzen. Für mich. Selbstwirksamkeit, das stärkt un-
Sehr überrascht war ich, als ich Für uns. Für jeden. ser Ja und Nein.
die Übersetzung des jüdischen „Ich kann etwas bewirken!“ „Ich
Religionsphilosophen Martin Und jetzt wartet ER täglich, habe Vertrauen in mich und
Buber in die Hände bekam: stündlich, nein, immer, mit Bli- meine Fähigkeiten.“ „Wenn ich
„Hinten, vorn engst du mich cken des Wohlgefallens und des mich bemühe, lassen sich die vor
ein, legst auf mich deine Faust." Wohlwollens auf mich und auf mir stehenden Probleme positiv
Jetzt stellten sich spontan anstel- jeden. Was brauche ich mehr? Es bewegen.“ „Andere glauben an
le von Geborgenheit Gefühle der wird nicht langweilig. ER fordert mich und erwarten von mir nur
Bedrohung, der Einengung oder mich auch immer wieder heraus, so viel, wie ich leisten kann.“
der Ausweglosigkeit ein. aber ER überfordert mich nicht.
Beide Übersetzungen sind vom Und dabei werde ich mich ent- Das Leben ist dabei ein Fluss mit
hebräischen Grundtext her legi- wickeln – als Mensch, als Kind Wasserfällen:
tim. Und beide Erfahrungen kön- Gottes, als Mitchrist, als Werner,
nen wir machen, wenn jemand als ein Ja- und als ein Nein-Sa- - Ich darf schwach sein, ohne
uns nahekommt, uns halten will: gender. Angst, Gott zu verlieren.
Geborgenheit oder Bedrohung. Gott umarmt mich – und ich - Ich kann Nein sagen, und Gott
Geborgenheit, wenn wir dem darf sein. freut sich.
anderen vertrauen. Bedrohung, ER hat uns Menschen nicht als - Ich kann Ja sagen, und Gott
wenn wir ihm misstrauen. Marionetten geschaffen – spie- geht mir schon voraus.
lerisch in seiner Hand. ER zieht - Ich darf Ziele haben und diese
Wir gehören zusammen, Gott nicht die Fäden und so muss, gestalten.
und ich. Ich, SEIN Gedanke. bzw. wird dann alles nach seinem - Ich kann Vertrauen entwickeln
Natürlich nicht nur ich, alle Willen laufen. Nein, wir sind sei- und meine Bedürfnisse zeigen.
Menschen. Milliarden von Men- ne Ebenbilder – was jeden Men- - Ich darf Mensch sein mit Hö-
schen. Unvorstellbar für mich, schen unfassbar aufwertet. hen und Tiefen, über das Alter
aber wahr. Keiner ist ein Zufall, ER berücksichtigt unsere Ent- hinweg.
weil „irgendeine Samenzelle aus scheidungen. ER will unsere Ja
Versehen eine Eizelle gefunden und unsere Nein. Wir haben ei-
hat“. Wir alle sind sein verlässli- nen freien Willen. Für IHN ist
ches Ja. Er ist treu. das nicht kompliziert, seine Pläne
ER wollte und will mich und jeden Augenblick nach meinen,
dich und jeden in seine halten- bzw. unseren Entscheidungen
den und führenden Arme neh- umzubauen.
men. ER reicht jedem die Hand
zur Versöhnung, für die ER alles Er ist GOTT.
bezahlt hat, sich selbst, SEIN Le- Gott sagt „Ja“ zu mir
ben hingegeben hat, um mich - als Mensch mit Bedürfnissen,
und dich freizukaufen! - als Mensch, mit dem er Bezie-
Das war kein bürokratischer Akt hung möchte,
von oben, quasi nur eine Unter- - als Mensch, der etwas bewirken
schrift aus der Chefetage: kann.
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