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Welche Vorstellung ha- sich für die Beziehung zu Ihm und für ihn treffen. Er macht sie
ben wir vom Zusammenspiel entscheiden konnte – und da- dabei zu den seinen! Gott drängt
zwischen Gottes Handeln und mit auch gegen Ihn. Das war uns zwar zum Besten, aber ohne
unserem eigenen? Sind wir Ma- sein Wille. Wenn wir nur Mari- uns zu zwingen.
rionetten in seiner Hand - oder onetten wären, könnten wir zwar
Rebellen - oder ist vertrauender nicht sündigen, aber auch nicht Nicht Marionette, nicht Ori-
Gehorsam gefragt - oder? Mit eine echte Liebesbeziehung ein- entierungsloser, aber auch kein
anderen Worten: Liegt der Plan gehen und verantwortlich für Selbstverwirklicher, sondern ein
Gottes für mich bei ihm „abhol- unser Handeln sein. Mitgestalter an der Hand Gottes,
bereit als fertiges Paket“? dazu liegt liebevoll seine Hand
Sehen wir das ideale Zusammen- Vor Jahren las ich einmal diesen auf meiner Schulter.
spiel in der Art, dass der Mensch Satz: „Gott hat keinen Bauplan, In seiner unfassbaren Größe freut
sich ähnlich wie eine Marionette sondern einen Spielplan“. er sich über meine Entscheidun-
von Gott an ihren Fäden lenken gen, von denen ich glaube, dass
lässt? Oder meinen wir, ein we- Ich verstehe diesen Satz so, dass sie ihm gefallen würden, nimmt
nig von einem Rebellen braucht mein und unser Leben nicht so sie ernst und ist fähig, meine Ent-
es doch, denn unsere eigene freie festgesetzt ist, dass wir wie bei ei- scheidung mit Millionen anderer
Entscheidung soll ja auch etwas nem Bauplan diesen nur richtig gleichzeitiger Entscheidungen
zählen? verstehen und dann umsetzen von Menschen zu seinen Plänen
Oder können wir uns in ver- müssen, damit unser Lebensau- zusammenzufügen.
trauendem Gehorsam von Gott to richtig fährt. Sondern es geht
führen lassen, wie ein Kind, das mehr um einen Spielplan, wo es Aus:
aktiv die Welt erkundet, aber in gilt, sich zwar an die Spielregeln
einem sicheren Rahmen, den die zu halten, aber die einzelnen Züge
Eltern ihm gerne zur Verfügung geben Entscheidungsmöglich-
stellen? keiten. Gott liegen seine Spielre-
geln am Herzen, seine ethischen
Ich gestehe, mit diesen Fragen Grundsätze und die Liebe. Doch
komme ich zu einem der schwie- es liegt kein Plan Gottes für uns
rigsten Themen der Theologie als „abholbereites, fertiges Paket“
und der Philosophie: Gottes vor, sondern Er gestaltet unser
Vorsehung und die menschli- Leben mit uns. Er geht auf unse-
che Willensfreiheit. Meine Sicht re Begrenzungen ein und benutzt
dazu kurz formuliert: Gott woll- und segnet unsere Entscheidun-
te einen freien Menschen, der gen, die wir im Dialog mit ihm
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